Zusammenfassung
A. Rein allergische Leberschädigungen verschiedensten Schweregrades bei Menschen sind
möglich:
1. Unter den Bedingungen der experimentellen Anaphylaxie, wie sie bei der Einverleibung
von Antigenen in den sensibilisierten Organismus in der modernen Medizin nicht selten
geschaffen werden.
2. Bei schweren nutritiven Allergien.
3. Bei der fötalen Erythroblastose.
B. Die Rolle infektiös-allergischer Faktoren ist für protrahierte Hepatopathien wahrscheinlich
sehr bedeutend. Das gilt sicherlich für den Rheumatismus, aber wohl auch für chronische
Infektionen verschiedener Ätiologie.
Für die Hepatitis mit Virusätiologie zeichnet sich die Mitwirkung allergischer Mechanismen
im Sinne der Intervention von Autoantikörpern in Analogie zur Nephritis bereits ab.
Vor allem für protrahiert verlaufende Erkrankungen muß ernstlich damit gerechnet werden.
Im übrigen sind Erscheinungen aus dem allergischen Formenkreis bei der Virushepatitis
so zahlreich und oft auch so bedeutend, daß man ihre Rückwirkung auf die hepatitischen
Abläufe keinesfalls ablehnen kann.
C. Schließlich bleiben auch zahlenmäßig durchaus nicht zu vernachlässigende Fälle
aus dem klinischen Beobachtungsgut übrig, bei denen die Virusätiologie ausgeschlossen
oder unwahrscheinlich ist.
Sie lassen den Schluß ziehen, daß auch akute Hepatitiden auf anderweitigen infektiös-nutritiv-
oder medikamentös-allergischen Mechanismen beruhen können.
Als wesentlicher Schlüssel zum Verständnis allergischer Organschäden überhaupt, wohl
auch für das Problem der sogenannten „Organwahl”, ist vielleicht die Annahme einer
vorbereitenden oder begleitenden Noxe anzusehen. So dürfte die allergische Schädigung
am ehesten in den Organen manifest werden, die bereits eine anderweitige nicht allergische
„veränderte Reaktionsfähigkeit” tragen. Es kann nicht bestritten werden, daß die Leber
unter diesen Organen eine der ersten Stellen einnehmen dürfte.